Dieses Blog ist mehrsprachig mit Kommentaren in Deutsch - Ungarisch - Slowakisch
Donnerstag, 18. November 2010
Das umstrittene Sprachengesetz
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Die im September 2009 in Kraft getretene Novelle des Staatssprachengesetzes hat unter der ungarischen Minderheit massive Proteste ausgelöst. Es ist schon verwunderlich, dass die damalige Fico-Regierung nur aufgrund einiger Beschwerden aus der slowakischen Bevölkerung umgehend ein neues Sprachengesetz beschließen musste und das, obwohl die Rechte der nationalen Minderheiten in der Slowakei und somit auch der Gebrauch der Minderheitensprachen durch ein gesetzliches Dokument von 1999 klar geregelt sind.

Wie auch immer – wer sich an das neue Gesetz nicht hält, muß mit einer Strafe zwischen 100 bis 5000 € rechnen.

Die slowakische Regierung verteidigt das neue Gesetz krampfhaft – das solle lediglich eine "Diskriminierung" der ethnischen Slowaken in ihrem Staat verhindern. Laut dem slowakischen Kulturministerium hatten sich angeblich Bürger von mehrheitlich ungarischsprachigen Gemeinden in der Südslowakei beschwert, sie würden Verlautbarungen der Gemeindeverwaltung nicht verstehen, da diese nur auf Ungarisch erfolgten.



Die Europäische Kommission für Sprachen in Europa hat über das Thema "Ungarisch in der Slowakei" eine umfangreiche und lesenswerte (!) Studie ausgearbeitet. Dort kann jeder über den gesetzlichen Status und Gebrauch der ungarischen Sprache bei Behörden und vieles mehr, nachlesen. Hier >> klicken <<



Donnerstag, 11. November 2010
Stolz und selbstbewusst
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Eine geschichtlich geprägte Minderheit, die sich gut daran erinnert, wer über wen herrschte, als die Slowakei noch ungarisches Oberland geheißen hat. In Dunajská Streda (Dunaszerdahely) und einigen anderen ungarisch besiedelten Orten kann man durchaus den Eindruck gewinnen, dort seien die Slowaken die nationale Minderheit im eigenen Staat. Die bisherigen Versuche der Regierungen das Ungarische im öffentlichen Leben zugunsten des Slowakischen zurückzudrängen, sind meistens am ausgeprägten kulturellen Selbstbehauptungswillen der Magyaren kläglich gescheitert.



In der Blütezeit des kommunistischen Sozialismus hin bis zur Wende Anfang der 90-er Jahre mussten die Magyaren viele Zwänge über sich ergehen lassen –, sie hatten dem grunde nach keine Wahl. Menschenverachtend und verletzend war auch der Erlass über das Verbot von der ungarischen Vornamen. Hieß einer davor László, wurde er als Ladislav umbenannt. Aus einer Erzsébet (Elisabeth) ist Alzbeta geworden. Der Sándor nannte sich Alex. Nun, es gibt wieder die Möglichkeit ungarische Vornamen zurückzuerlangen, doch es wird kaum ein Änderungsantrag gestellt, zumal die Leute ihren Fremdvornamen defacto nur auf dem Papier trugen. Im realen Leben heißen alle wie ursprünglich getauft.

Als die Slowakei im Jahr 1992 mit der Restitution (Rückführung der enteigneten Liegenschaften) begann, sind Gesetze in Kraft getreten, wonach die Geschädigten in ihrer freien Entscheidung stark eingeschränkt wurden. Sie durften zum Beispiel nicht über ihren zurückerlangten Besitz frei verfügen sondern sie wurden angehalten, ihre Felder den örtlichen Genossenschaften zu einem amtlich geregelten Tarif zu verpachten. Die Einheitspachtverträge wurden von dem jeweiligen 'polnohospodarske druzstvo' erstellt. [kommunistische Methoden wie in den 60-er und 70-er jahren.]

Ildiko Benyák, mag.phil., die selbst der ungarischen Minderheit in der südslowakei angehört, hat ihre Diplomarbeit unter dem Titel "Die ungarische Minderheit und ihre Assimilation in der Slowakei unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses ihrer politischen Parteien" geschrieben. Für interessierte Leser HIER DER LINK



Sonntag, 31. Oktober 2010
Der Kommunismus und seine Zwangskollektivierung
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Nach der totalen kommunistischen Machtübernahme im Februar 1948 nahmen Vertreibungen und Unterdrückungsmaßnahmen mit nationalem Unterton etwas ab. Doch der Gedanke, Angehörige von unliebsamen Gruppen durch Zwangsumsiedlung unschädlich zu machen, blieb dagegen noch bis Mitte der fünfziger Jahre nicht nur als Theorie lebendig und wurde mit den neu dominierenden machtpolitischen Klassenmotiven kombiniert.

Bekanntlich waren auch einige Mitglieder dieser Familie Opfer der schändlichen Dekrete. Sie wurden enteignet, entrechtet, im Sommer 1953 ins nordmährische Sudetenland deportiert und zu unerwünschten Bürgern ihres Heimatortes erklärt.


Das kleine Mädchen in ungarischer Tracht (mit ihren Großeltern) hat in diesen Tagen den 76. Geburtstag gefeiert.

Die älteren Bewohner in den umliegenden Dörfern erinnern sich heute noch mit Tränen in den Augen, wie erbarmungslos und menschenunwürdig Deportationen von angesehenen Familien durchgeführt wurden. Unvergesslich im Ort blieb die Erinnerung an einen Zwischenfall: Eine Hochwohlgeborene verweigerte dem kommunistischen Exekutionskomitee den Zutritt in ihr Haus, jedoch als die Männer gewaltsam das Tor eindrückten, hetzte die Hausherrin ihren dressierten Deutschen Schäferhund auf die Eindringlinge los. Der Hund biß mehrere Male zu, es kam zur Panik und einer von den Roten Bestien zog seinen Revolver und erschoss den Hund. Das Tragische am Rande: die handelnden Personen waren Ungarische Landsleute, die durch selbstlose Unterwürfigkeit und vorgetäuschte Linientreue das eigene Leben retten wollten. Verräter in den eigenen Reihen. Abscheuliches Verhalten, wie in Nazi-Zeiten.

Es folgte die Zwangskonzentrierung von Geistlichen und Ordensschwestern, die Umsiedlung von sogenannten 'Kulaken' im Zuge der Kollektivierung in der Landwirtschaft, sowie ein neuerlicher Versuch, die Großstädte zu proletarisieren wie auch die Errichtung von Zwangsarbeitslagern für (vermeintliche) Regimegegner und Asoziale.
In den Jahren 1955-1960 wurden schließlich die Verschleppten aus den, an der ukrainischen grenze entlegenen Arbeitslagern allmählich in die Freiheit entlassen. Als gebrochene Menschen.



Donnerstag, 28. Oktober 2010
Deportation und Entrechtung
Verbrecherische Tat


Wenn wir der Chronologie der Weltgeschichte folgen, so begann das Unheil mit dem Zerfall des Vielvölkerstaates der Monarchie und mit der Gründung eines slawischen Staates. Bei der Volkszählung 1921 lebten in der Tschechoslowakei 13,6 Millionen Menschen: 6,8 Millionen Tschechen, 2 Millionen Slowaken, 3,1 Millionen Deutsche, 745.000 Magyaren, 462.000 Ukrainer und Russen, 76.000 Polen sowie kleinere Gruppen von Angehörigen anderer Völker.





Der 1938 emigrierte Edvard Beneš gründete im Juli 1940 im englischen Exil eine tschechische Exilregierung und dort hatte er seine verbrecherischen Beneš-Dekrete erarbeitet, auf deren Grundlage er 1945 nach seiner Rückkehr aus dem Exil in der Tschechoslowakei regierte – wobei diese Erlässe auch die Entrechtung, Enteignung und Vertreibung der Deutschen und Ungarn in der Tschechoslowakei zum Inhalt hatten.

Bei einer Aussprache mit Stalin im Dezember 1943 in Moskau stellt Beneš fest, "dass er das deutsche Problem ein für alle mal lösen und einen slawischen Tschechoslowakischen Staat frei von Deutschen und Magyaren schaffen möchte" und erhält hierfür die Zustimmung der Sowjetunion. Bereits im Juni 1942 hatte Molotov zu Beneš gesagt, dass die Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei ein "inneres Problem" sei, die sowjetische Regierung aber helfen werde wo es möglich ist. Hiermit haben alle drei Alliierte ihre Zustimmung zur Deportation der Deutschen signalisiert. Doch Beneš dachte auch an eine Aussiedlung der Magyaren, die zum Teil den Charakter eines Austauschs gegen Slowaken aus Ungarn annehmen sollte.





Im Süden der Slowakei lebten bis 1945 rund 720.000 ethnische Ungarn (Magyaren). Sie wurden 1945 wie die Sudeten- und Karpatendeutschen brutal enteignet. Etwa 30.000 Ungarn haben unmittelbar nach dem Krieg die Tschechoslowakei verlassen. Im Rahmen des Bevölkerungsaustausches sind 73.000 Slowaken aus Ungarn in die Tschechoslowakei und etwa 70.000 bis 90.000 Ungarn aus slowakischen Gebieten teilweise in Dörfer gezogen, wo früher Donauschwaben gelebt hatten. Die Umsiedlung der Slowaken ist auf freiwilliger Basis gelaufen, die Ungarn wurden größtenteils gewaltsam umgesiedelt.

Die Magyaren in der Slowakei haben von 1945 bis Anfang der fünfziger Jahre in einem rechtlosen Zustand gelebt, einige Zehntausend sind unfreiwillig in Gebiete umgesiedelt worden, die im Sudetenland von Deutschen verlassen werden mussten. Heute leben über 600.000 Magyaren in der Slowakei.
Die verbrecherischen Anordnungen, durch die mehrere Millionen Menschen ausgeplündert und beraubt wurden, sind ohne jedes Beispiel. Die Beneš-Dekrete sind in den ungarisch-slowakischen Beziehungen nach wie vor umstritten.



Mittwoch, 13. Oktober 2010
Die Geschichte einer besonderen Region
Der Ursprung



Die Region war ursprünglich ein Teil des großen "Ethe"-Gebietes aus dem 13. Jahrhundert. Das heutige Pódatejed wurde erstmals im Jahr 1332 unter dem Namen Poldaety urkundlich erwähnt. Während dieser Zeit war das Gebiet von Adeligen bewohnt und das Dorf blieb auch bis Mitte des 19.Jahrhunderts aristokratisch. Im Jahre 1869 zählte man 273 Einwohner. Allmählich haben sich dort Großgrundbesitzer-Clans angesiedelt und eigenständige Siedlungen und Dörfer begründet.

Durch den Friedensvertrag von Trianon kam es 1920 zu einem schmerzlichen Trennungschnitt, wodurch das Dasein der ungarischen Region wie auch das Schicksal von mehreren hunderttausenden ungarischen Bürgern in fremde, feindliche Hände gelegt wurden......

Im Jahr 1940 kam es zur Verschmelzung der drei ungarischen Siedlungen Pódafa - Lidértejed - Csenkeszfa. Heute heißt das 6,01 quadratkilometer große Dorf
Pódatejed (ungarisch)Povoda (slowakisch).
Bei der Volkszählung im Jahr 2001 zählte das Dorf 762 Einwohner. davon waren 599 Ungarn, und 139 Slowaken.




Das heutige Ortsbild wie auch die Landschaftsidylle ist nicht minder faszinierend wie ich es aus vielen Erzählungen der Nachkommen aus dritter Generation kenne.



Manche Leser werden sich möglicherweise fragen, warum ich ausgerechnet diese Region zum Blogthema gewählt habe.
Nun das ist schnell erklärt: .... Spurensuche.

Das nächste Kapitel befasst sich mit Zwangsumsiedlung und Zwangsarbeit aus der Stalinzeit und den Todsünden des kommunistichen Regims bis in die 80-er Jahre.